Im Gegensatz zu Tokyo, der modernen Metropole Japans, gilt Kyoto eher als traditionelles Zentrum und ist daher für viele Reisende, die das erste Mal in Japan sind, ein Must-See. Die Stadt ist vor allem für seine Tempel und Schreine bekannt, daher befinden sich die meisten beliebten Sehenswürdigkeiten draußen unter freiem Himmel. Kaum einer denkt zuerst daran, ein Museum in Kyoto zu besuchen. Doch was, wenn es regnet oder die Hitze im Sommer unerträglich wird? Zum Glück bietet Kyoto noch mehr als goldene Schreine und unzählige Torii.
Zur Kultur Japans gehört auch das traditionelle Handwerk und wunderschöne Kunst. Daher ist es fast selbstverständlich, dass Japans traditionelles Zentrum Kyoto allerlei kleine Museen und Kunstausstellungen bereithält. Einige sind riesig und begrüßen Besucher mit einer breitgefächerten Sammlung, während andere nur genau so groß sind, dass man dort gut Zeit verbringen kann, aber auch nicht mit Informationen überladen wird.
Hier stelle ich drei der Museen vor, die ich während des Gion Festivals im Juli 2018 besucht habe. Bei Temperaturen von um die 40°C bin ich in Buchläden und Museen geflüchtet, um der quälenden Hitze zu entgehen und habe dabei ein paar tolle Ausstellungen kennengelernt. Diese einzigartigen Museen sind meine Favoriten!
Für Comicfans: das Kyoto International Manga Museum
Das Kyoto International Manga Museum ist zentral, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur wenige Minuten vom Bahnhof Kyoto entfernt, gelegen. Es ist, außer mittwochs bzw., falls der Mittwoch ein Feiertag ist, donnerstags, von 10:00-18:00 geöffnet. Die erworbene Eintrittskarte erlaubt es einem, mehrfach am Tag das Museum zu verlassen und wieder zu betreten.
Auf der Ausstellungsfläche bietet das Manga-Museum eine Vielzahl von permanenten und zeitlich beschränkten Ausstellungen an. Die größte Dauerausstellung nimmt fast das gesamte zweite Obergeschoss ein. Sie erklärt die Geschichte und soziale Bedeutung des Mangas mit den Jahren. Besonders daran ist, dass die Wände mit riesigen Regalen voller Manga-Bände bedeckt sind. Und das beste ist: Man kann die meisten davon sogar ausleihen und lesen. Für diejenigen, die (noch) nicht so sicher im Japanischen sind, gibt es auch eine gute englischsprachige Auswahl.
Andere Dauerausstellungen stellen verschiedene Mangaka und Zeichenstile vor, geben Hintergrundinformationen zu Fabelwesen und erklären, wie Schritt für Schritt eine Geschichte entsteht. An Wochenenden und Feiertagen kann man wechselnden Künstlern sogar genau dabei zusehen. Als Andenken kann man sich auch porträtieren lassen.
Für mich ist definitiv der größte Pluspunkt, dass man so viel lesen kann. Ob man in neue Reihen und Genres reinschnuppert, sich den neuesten Teil seines liebsten Mangas durchliest oder sich, wie ich damals, an sein erstes Buch auf Japanisch in der Kinderleseecke wagt, ist dabei jedem selber überlassen. Bei gutem Wetter kann man sogar draußen im Innenhof lesen.
Für Matsuri-Liebhaber ist im Juli ebenfalls von Vorteil, dass das Manga Museum sehr nah an der Umzugsstrecke des Gion Festivals liegt. Man kann sich also nach dem Umzug zum Abkühlen ins kühle Museum flüchten. Auch ein Café ist angeschlossen, das Sandwiches, kleine Snacks und Getränke serviert.
Kyoto International Manga Museum
Adresse: 452 Kinbukicho, Nakagyo Ward, Kyoto, 604-0846, Japan
Nächstgelegene Haltestelle: Karasuma-Oike (Bus oder Bahn)
Öffnungszeiten: 10:00-18:00 Uhr, mittwochs bzw. donnerstags geschlossen (siehe oben)
Eintrittspreis: 800¥
Für Nostalgiker: das Kaleidoskop Museum
Wer hatte als Kind nicht einer dieser schwarzen Röhren, durch die man schauen konnte, um mit jeder Drehung neue Muster zu kreieren? In größer und ausgefeilter kann man dies nun bei 50 ganz bezaubernden und teilweise auch ungewöhnlichen Konstruktionen im Kyoto Kaleidoskop Museum bewundern. Zu mehreren Zeiten täglich gibt es zudem eine Lichtshow, wobei kunterbunte, wechselnde Kaleidoskop-Muster auf die Wände des Ausstellungsraumes projiziert werden und mit Musik untermalt werden. In einem Workshop kann man sogar ein einfaches Kaleidoskop selber basteln.
Kyoto Kaleidoskop-Museum:
Adresse: 706-3 Dongein Maecho, Nakagyo Ward, Kyoto, 604-8184, Japan
Nächstgelegene Haltestelle: Karasuma-Oike (Bus oder Bahn)
Öffnungszeiten: täglich 10:00-18:00 Uhr, montags geschlossen
Eintrittspreis: 500¥
Echte Handwerkskunst: das Namikawa Cloisonné Museum
Das Namikawa Cloisonné Museum Kyoto liegt im Okazaki Museums-Distrikt, eine Gegend zahlreicher alter Häuser aus der Meji-Zeit, in denen sich noch viele weitere Museen verbergen. Auch das Gebäude, in dem sich das Namikawa Cloisonné Museum befindet, stammt noch aus 1894. Damals diente es als Zuhause und Atelier des namensgebenden Künstlers Yasuyuki Namikawa, aus dessen Werken, Skizzen und Werkzeugen die Sammlung besteht.
Cloisonné ist eine Technik, bei der auf metallene Objekte ein Muster aus Draht aufgebracht und dieses danach mit Lack aufgefüllt wird. Abschließend wird das Kunstwerk poliert, um den richtigen Glanz zu bekommen.
An die Ausstellungsräumlichkeiten angeschlossen ist auch ein kleiner japanischer Garten mit Teich, dem man ebenfalls betreten kann. Dieser führt zu weiteren Teilen der Ausstellung und original erhaltenen Räumen, in denen der Künstler Yasuyuki Namikawa du Lebzeiten gewohnt hat. Am Ende des Besuchs kann man noch einen Blick in die Küche des Gebäudes erhaschen.
Namikawa Cloisonné Museum Kyoto
Adresse: 388 Horiike-cho, Higashiyama-ku, Kyoto, 605-0038, Japan
Nächstgelegene Haltestelle: Bahn: Higashiyama, Bus: Higashiyama Sanjo/Higashiyama Niomon
Öffnungszeiten: täglich 10:00-16:30 Uhr, montags und donnerstags geschlossen
Eintrittspreis: 800¥
Hilfreiche Links
Quellen
[1] Kento Ikeda, Kyoto International Manga Museum – Main Exhibit, CC BY 2.0, auf passendes Format zugeschnitten und Farbgebung angepasst.
[2] Brewster Kaleidoscope Society: Kaleidoscope Museum of Kyoto
[3] Namikawa Yasuyuki (Japan, 1845-1927), Incense Burner LACMA M.91.251.2, Wikimedia Commons, auf passendes Format zugeschnitten.
Stand: April 2020
Ein Kommentar zu “Kunst in Kyoto: drei Museen, die einen Besuch lohnen”