Japanisch lernen mit Apps und Websites

Japanisch lernen gehört dazu, um die japanische Kultur aus erster Hand erleben zu können. Manche besuchen einen VHS-Kurs, andere lernen lieber selbstständig. Für alle, die am eher selbstständig lernen möchten, stellt dieser Artikel eine Auswahl an Apps und Websites vor, die auch mir geholfen haben, Japanisch zu lernen. 


Duolingo

Diese App ist vermutlich allen bekannt, die schon einmal versucht haben, eine neue Sprache zu lernen. Auf spielerische Art lernt man neue Vokabeln und Satzstrukturen. Man beginnt ganz einfach mit Hiragana und Katakana, unterbrochen durch einige erste Vokabeln. Alles wird auch vorgelesen, damit man direkt die richtige Aussprache üben kann. Die Bedienung ist kinderleicht und es gibt verschiedene Aufgabentypen, bei denen man Vokabeln, Satzstruktur und Lesen lernt.

Leider gibt es den Japanisch-Kurs nur mit Englisch als Ausgangssprache. Ohne Englischkenntnisse kann man deshalb auf dieser App nicht Japanisch lernen.

Fortgeschrittene können vor der ersten Lektion einen Assessment-Test machen, um bereits eine Stufe höher einzusteigen und nicht davor alle grundlegenden Lektionen absolvieren zu müssen, um die fortgeschrittenen Level freizuschalten. Für Lernende ab dem B1-Niveau ist jedoch auch das hauptsächlich Wiederholung. Ich benutze daher Duolingo nur noch sporadisch, um Vokabeln und einfache Grammatik zu wiederholen.

Insgesamt ist Duolingo eine großartige App für Japanisch-Anfänger und zur Wiederholung. Mit nur 10 Minuten täglich macht man schon relativ schnell Fortschritte und das Streak-System motiviert einen, auch tatsächlich täglich eine kurze Lektion zu absolvieren.


+ guter Einstieg für Anfänger
+
Hiragana und Katakana werden direkt am Anfang gelernt
+
 einfache Bedienung und spielerisches Lernen
+
Audiodateien zum Üben der korrekten Aussprache

Kurs nur Englisch-Japanisch
ab B1-Niveau eher zur Wiederholung geeignet
keine Schreibübungen, Fokus auf Lesen und Wiedererkennung



Kanji Tree

Der Teil der japanischen Sprache, der den meisten Lernenden am schwersten fällt, ist Kanji. Mit der Android-App „Kanji Tree“ kann man spielerisch Kanji erkennen, lesen und sogar schreiben lernen. Auf dem Startbildschirm kann man zwischen den drei Lernmodi „Erkennen“, „Lesen“ und „Schreiben“ wählen. Es gibt auch ein Wörterbuch, in dem man über die englische Bedeutung, über die japanische Aussprache (Romaji) oder über die Hiragana-Lesung suchen kann.

Im „Erkennen“/“見覚え“-Lernmodus lernt man die beiden grundlegenden Alphabete Hiragana und Katakana, sowie die JLPT-Kanji (N5-N1) und die Jōyō-Kanji. Man bekommt immer ein Kanji gezeigt und kann aus vier Antwortmöglichkeiten wählen. Falsche Antworten werden der Wiederholen-Liste hinzugefügt und nach der jeweiligen Runde noch einmal abgefragt. Wenn man mal nicht weiter weiß und einige Sekunden zum Überlegen braucht, bekommt man auch die Bestandteile des Kanjis als Gedächtnisstütze gezeigt.

Der „Lesen“/“読み方“-Lermodus ist ganz ähnlich wie der „Erkennen“-Modus aufgebaut. Nun werden einem ganze Wörter gezeigt, bestehend aus nur Kanji oder gemischt mit Hiragana. Hier gibt es jedoch keine Antwortmöglichkeiten zum Auswählen, sondern man kann sich Hinweise und schließlich die Lösung anzeigen lassen und muss ehrlich angeben, ob man selber richtig lag oder nicht. Man lernt die JLPT-Kanji und die häufigsten 8000 Wörter.

Für mich stellt aber das beste Feature der App der „Schreiben“/“書き方“-Lernmodus dar. Man kann wie im „Erkennen“-Modus Hiragana, Katakana, JLPT-Kanji und die Jōyō-Kanji schreiben lernen. Man schreibt dazu mit einem Touchpen oder einfach mit dem Finger das Kanji in das vorgesehene Feld und wird für Genauigkeit und Fehlerfreiheit bewertet. Nach drei falschen Strichen bekommt man die richtige Strichreihenfolge gezeigt, in der das Kanji eigentlich geschrieben wird. Wie auch bei den anderen Modi muss man falsch beantwortete Fragen am Ende der Runde nochmal bearbeiten.

Das Tutorial der App und die Navigation sind zwar auf Deutsch, die eigentlichen Fragen und Antwortmöglichkeiten sind aber auf Englisch. Ohne gute Englischkenntnisse kommt man hier also auch nicht weit.

Mir persönlich hat die Kanji Tree beim Kanji-Lernen geholfen wie keine andere App oder Lernmethode. Für alle Android-Nutzer ist sie daher eine klare Empfehlung!


+ für jedes Kanji-Level geeignet
+
Einstieg mit Hiragana- und Katakana-Aufgaben möglich
+
neben Erkennen und Lesen auch Kanji-Schreibübungen

Fragen und Antwortmöglichkeiten nur auf Englisch



NHK Easy Japanese News

Um Leseverstehen zu üben, kann man sich ab etwa dem B1-Level an einfachen japanischen Zeitungsartikeln versuchen. Auf der App „NHK Easy Japanese News“ werden täglich neue Artikel veröffentlicht, die aktuelle Themen behandeln. Artikel gibt es in den Sparten Politik, Reisen, Sport und vielen weiteren Bereichen, wie bei einer ganz normalen Zeitung, es ist also für jeden etwas dabei. Für die Lesefauleren unter uns gibt es zu jedem Artikel auch einen Hörtext.

Die Beiträge sind in einfacherem Japanisch gehalten, und falls doch einmal ein seltener vorkommendes Wort auftaucht, ist es am Ende des Artikels erklärt. Auch wer noch nicht so viele Kanji beherrscht, wird keine Probleme beim Lesen bekommen: über allen Kanji ist die Lesung in Furigana angegeben.

Meiner Meinung nach ist die App ideal, um Lese- und Hörverständnis zu üben. Mit der Zeit fällt es immer leichter, die Artikel zu verstehen und man liest auch schneller als zu Beginn. Man bekommt zudem Hilfestellungen, die das Verständnis der Artikel wesentlich erleichtern, wie Furigana und Worterklärungen. Dadurch lernt man auch einige Vokabeln, mit denen man sich über aktuelle Themen unterhalten kann. 


+ Furigana über allen Kanji
+
seltenere Wörter werden am Ende des Artikels erklärt
+
jeder Beitrag kann auch als Audiodatei angehört werden
+ Artikel in verschiedenen Sparten

erst ab A2.2/B1-Niveau sinnvoll



Takoboto

Takoboto ist ein umfassendes Kanji-Dictionary, bei dem man nach der Bedeutung eines einzelnen Kanji oder nach ganzen Wörtern suchen kann. In der Suchleiste kann man direkt das Wort eingeben und suchen oder ein Kanji aus Radikalen aufbauen. Das Übersetzen funktioniert sowohl aus dem Japanischen ins Englische, wie auch aus dem Englischen ins Japanische.

Die App ist zwar ursprünglich englischsprachig, allerdings sind die Dictionary-Einträge mittlerweile zu großen Teilen auch auf Deutsch übersetzt. Kurzum, ein absolutes Basic-Tool, das jeder Japanischlernende auf seinem Handy braucht.


+ übersetze einzelne Kanji und ganze Wörter
+ Suche über Radikale
+ zu großen Teilen auch auf Deutsch verfügbar



Tandem/HelloTalk

Jeder von uns hat schon einmal davon gehört, in einem Sprachtandem zu lernen. Man trifft sich dabei mit einem muttersprachlichen Partner, der meist die eigene Muttersprache erlernen möchte, und spricht abwechselnd auf beiden Sprachen, um seine Speaking-Skills auszubauen. Häufig werden solche Arrangements direkt von der Uni oder Sprachschule organisiert. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht auch selber einen Tandem-Partner suchen kann: Apps wie Tandem und HelloTalk existieren genau dafür, dich mit dem passenden Partner in Kontakt zu bringen.

Nach dem Download muss man sich zuerst ein Konto anlegen, in dem man Name, Alter, Interessen und Lernziele angibt. Bevor man die App dann nutzen kann, durchläuft jedes Konto ein kurzes Screening, um Spam-Accounts auszusortieren. Nach diesem Schritt kann man entweder einen kurzen „Conversation Starter“ posten oder auf der Community-Seite auf Posts anderer reagieren und einen Chat mit der Person beginnen.

Ich habe es mit allen meinen bisherigen Tandempartnern so gehandhabt, dass ich auf Japanisch geschrieben und meine Partner auf Deutsch oder Englisch geantwortet haben. Bei Videoanrufen haben wir abwechselnd nur Japanisch oder nur Deutsch bzw. Englisch gesprochen, damit ein richtiges Gespräch zustande kommen kann.

Als ich noch in Tokyo gelebt habe, habe ich mich auch häufiger auch mit Leuten, mit denen ich schon länger über die App kommuniziert habe, auf einen Kaffee getroffen. In Deutschland ist es leider eher selten, über solche Apps deutschlernende Japaner kennenzulernen, die in der gleichen Stadt wohnen. Deshalb bleibt es bei Chats und Videoanrufen.

Bitte sei dir bewusst, dass ein Sprachtandem nicht gleichzusetzen ist mit einer Freundschaft. Natürlich ist es möglich, dass daraus eine gute Freundschaft entsteht, aber du solltest nicht von vorneherein davon ausgehen. Ebenso wenig sind Apps wie Tandem und HelloTalk als Dating-Apps gedacht. Gehe am besten gar nicht auf solche Nachrichten ein und lösche sie sofort; siehe selber von solchen Anfragen ab. Nur so können diese Apps ein sicherer Ort zum Sprachenlernen bleiben, an dem sich alle wohlfühlen.

Sei außerdem ehrlich, wenn du angibst, wie gut du bestimmte Sprachen sprichst. Gib zum Beispiel nicht an, dass du Englisch muttersprachlich kannst, auch wenn du C1 oder sogar C2-Niveau hast. Es ist irreführend für andere Lernende und du würdest selber ja auch wollen, dass dein Gegenüber ehrlich ist.


+ mit Muttersprachlern chatten und per Videoanruf sprechen
+ Korrekturfunktion, um Fehler in Nachrichten direkt zu korrigieren
+ Account-Screening für höhere Sicherheit
+ finde Tandempartner mit ähnlichen Interessen

am Anfang laufen die meisten Unterhaltungen gleich ab
oft wird man nach einigen Nachrichten / Anrufen geghostet 🙁
einige wenige Nutzer nutzen die App als Dating-Plattform



Hiragana Megane

Diese Website ist ein hilfreiches Tool für alle diejenigen, die bereits etwas mehr Japanisch können und sich auch öfter mal auf japanischen Websites aufhalten, die zumeist kein Furigana über den Kanji bereitstellen. Stattdessen kann man den Website-Link auf hiragana.jp in das Suchfenster eingeben und bekommt dann die Seite mit Furigana über den Kanji angezeigt. Das Format der Seite wird dabei nicht verändert, und auch Bilder werden weiterhin angezeigt.

Registriert man sich kostenlos, kann man auch Furigana zu Dokumenten, nicht nur zu Websites hinzufügen. Zusätzlich sind im Member-Menü Links zu aktuellen Berichten mehrerer Nachrichtendiensten aufgelistet, die dann bereits mit Furigana versehen sind.


+ Furigana auf jeder beliebigen Website
+ Format und Bilder bleiben erhalten
+ nach kostenloser Registrierung auch Furigana für Dokumente

funktioniert nicht, falls Text in ein Bild eingebettet ist



DeepL Übersetzer

DeepL ist quasi der bessere Google Übersetzer. Meiner Erfahrung nach sind die Übersetzungen oft besser und hören sich natürlicher an. Man kann auch eigene Dateien mit den Endungen .pdf, .docx oder .pptx hochladen, die dann übersetzt werden.


+ Übersetzung von Text und Dokumenten
+ qualitativ hochwertige Übersetzung



Rikaichamp Browser-Erweiterung

Diese Firefox-Erweiterung kann kostenlos installiert werden. Fährt man mit der Maus über ein japanisches Wort, zeigt ein Popup die Aussprache in Hiragana und alle möglichen Bedeutungen an. Auch Orts- und Personennamen sind im Dictionary. Meiner Meinung nach ist dieses Add-On sehr hilfreich, wenn man japanische Texte liest und einzelne Wörter nicht versteht. Ich habe es eigentlich dauerhaft aktiviert. 

In den Optionen der Erweiterung kann man einstellen, welche Wörter und Kanji im Dictionary angezeigt werden und welche nicht. Man kann so zum Beispiel seltenere Bedeutungen ausschließen oder nur sein bevorzugtes Wörterbuch als Grundlage für Übersetzungen heranziehen. Man kann auch einstellen, dass man, falls vorhanden, die deutsche Bedeutung sehen möchte.


+ kostenlose Firefox-Erweiterung
+ Übersetzung und Aussprache in Popup
+ zu großen Teilen deutsche Übersetzungen verfügbar
+ personalisierbar in den Einstellungen



2 Kommentare zu “Japanisch lernen mit Apps und Websites

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