Fushimi Inari Taisha: Acht-SCHLECHTESTE Touristenattraktion weltweit?!

Der Gepäck-Dienstleister Stasher hat im vergangenen Monat einen Blogartikel veröffentlicht, der bekannte Touristenattraktionen nach verschiedenen Kriterien bewertet und eine Ranking-Liste erstellt. Darauf tauchen auch einige Sehenswürdigkeiten aus Japan auf – und der Fushimi Inari Taisha in Kyoto landet auf dem achten Platz der 10 schlechtesten Sehenswürdigkeiten.

Der Fushimi Inari Taisha ist ein Schrein in Kyoto, der auf dem Reiseplan vieler Japanreisender steht, die zum ersten Mal Kyoto besuchen. Der Schrein selber befindet sich am Fuße des Berges Inari und hinter ihm führt ein von tausenden roten Torii gesäumter, ca. vier Kilometer langer Pfad um den Berg herum durch einen Wald zu weiteren Nebenschreinen.

Es ist fast schon eine kleine Wanderung, den gesamten Pfad abzulaufen, denn man überwindet einiges an Höhenmetern und ein Großteil des Weges besteht aus Stufen. Entlang des Weges kann man überall Mini-Torii kaufen und mit einem Wunsch beschriften, und an einigen Stellen kann man auch zum Mittagessen oder auf einen Kaffee einkehren.

Auch ich habe den Fushimi Inari Taisha schon mehrmals besucht und mein Besuch dort hat mir stehts gut gefallen. Abgesehen von den Menschenmassen bis zur ersten Aussichtsplattform ist es ein schöner Schrein, der auch ein tolles Matsuri im Sommer veranstaltet. Daher hat es mich wirklich überrascht, dass er auf dem achten Platz der schlechtesten Touristenattraktionen weltweit genannt wurde.

Inari-Statue vor dem Fushimi Inari Taisha
Inari-Statue vor dem Fushimi Inari Taisha


Die Bewertungskriterien hinter der Ranking-Liste

Stasher hat fünf Kriterien festgelegt, nach denen Touristenattraktionen bewertet wurden: Google-Bewertungen, Beliebtheit auf TikTok, Distanz vom Flughafen, Sicherheit und Hotels.

  • Google-Bewertungen: Die Anzahl an Sternen (von 1-5), die die jeweilige Touristenattraktion auf Google Maps von Nutzer:innen erhalten hat.
  • Beliebtheit auf TikTok: Auf der „Entdecken“-Seite auf TikTok wurde nach der jeweiligen Attraktion gesucht und die Gesamtzahl der Views gezählt. Nach einer Normalisierung liegen die Scores für die unterschiedlichen Attraktionen teilweise weit auseinander, da manche Attraktionen extrem hohe Aufrufe generiert haben.
  • Distanz vom Flughafen: Der Abstand der jeweiligen Touristenattraktion zum nächstgelegenen Flughafen.
  • Sicherheit: Jede Attraktion hat den GPI (Global Peace Index) ihres Landes zugewiesen bekommen.
  • Hotels: Die durchschnittliche Bewertung auf Booking.com aller Unterkünfte im Radius von 1 Meile von der Touristenattraktion.


… und was ich davon halte:

Während Google-Bewertungen und der Sicherheitsindex eines Landes als Vergleichskriterium noch sinnvoll erscheinen, ist bereits die Beliebtheit auf TikTok ein eher subjektives Kriterium. Je mehr Views sich ansammeln, desto höher ist der Score. Mir erscheint jedoch der Umstand, ob nun ein Video viral gegangen ist oder nicht, ein unzureichendes Kriterium zu sein, um darüber zu entscheiden, wie sehenswert ein Ort ist.

Auch Distanz vom Flughafen ist eigentlich irrelevant, wenn es darum geht, Touristenattraktionen zu bewerten. Schließlich hat die Nähe zum Flughafen nichts mit mit dem Ort an sich zu tun. Zudem ist vor allem in Japan das öffentliche Nahverkehrsmittel sehr gut ausgebaut und man ist auch nicht auf Flughafennähe angewiesen. Tatsächlich ist ein Bahnhof direkt vor dem Fushimi Inari Taisha und es befinden sich auch mehrere Bushaltestellen in der Umgebung. Ähnlich verhält es sich bei Hotels.

Man muss auch anmerken, dass insgesamt nur 99 Orte überhaupt auf der Liste stehen, die scheinbar zufällig ausgewählt wurden und zudem sehr ungleich auf der Welt verteilt sind. So befinden sich 40 der 99 Sehenswürdigkeiten in Europa, und es wurden etwa gleich viele Orte alleine in den USA wie in ganz Asien zusammen bewertet – wovon wiederum ganze sieben sich in Japan befinden. Vom gesamten afrikanischen Kontinent hingegen wurden nur die Pyramiden von Gizeh in Ägypten auf die Liste aufgenommen.

Es wurden auch nicht wirklich vergleichbare Orte miteinander verglichen: Vergnügungsparks mit Naturschutzgebieten mit Sehenswürdigkeiten in Städten. Aufgrund der gewählten Bewertungskriterien haben somit einige der Orte schon von vorneherein einen Vorteil oder Nachteil und landen dementsprechend im Ranking weiter oben oder unten.

Wandergebiet und UNESCO Weltnaturerbe Great Smoky Mountains Nationalpark in den USA.
Ebenfalls ziemlich weit unten im Ranking, aber wunderschön: Wandergebiet und UNESCO Weltnaturerbe Great Smoky Mountains Nationalpark in den USA.


Fushimi Inari Taisha jetzt also besuchen oder nicht?

Ich finde, dass der Fushimi Inari Taisha ein sehr schöner Schrein ist, er war lange sogar mein Lieblingsschrein. Mich hat die schiere Anzahl an Torii, die sich den Berg entlangwinden, einfach begeistert. Gleich bei meinem ersten Besuch in Kyoto war ich mit einer Freundin dort und hatte direkt ein Gefühl von „Wow, ich bin in Japan!“.

Natürlich muss man davon ausgehen, dass man viele andere Touristen antrifft. Je weiter aber man am Berg nach oben kommt, desto weniger Besucher sind unterwegs. Wenn ihr den Menschenmengen ganz entkommen wollt, geht entweder früh am Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, oder abends. Der Schrein ist nämlich 24 Stunden geöffnet! Da der Pfad auch durch den Wald führt, würde ich euch allerdings raten, nicht nach Einbruch der Dunkelheit erkunden zu gehen, da auch Wildschweine das Gebiet bewohnen.

Seit meinem ersten Besuch habe ich den Fushimi Inari Taisha noch mehrere Male wieder besucht, auch zu bekanntlich besonders beliebten Reisezeiten wie Neujahr, zur Sakura-Zeit und zu einem Matsuri im Sommer. Ich kann euch nur ans Herz legen, einen Abstecher zu dem Schrein zu machen, zudem er weniger als zehn Minuten mit der Nara Line vom Bahnhof Kyoto entfernt ist.

Fushimi Inari Taisha zum Motomiya-Sai im Juli
Fushimi Inari Taisha zum Motomiya-Sai im Juli


Mein Fazit

Insgesamt ist das Ranking von Stasher mit Vorsicht zu lesen. Die Bewertungskriterien scheinen ebenso wie die Orte auf der Liste zufällig gewählt und sagen nicht unmittelbar etwas darüber aus, ob eine Sehenswürdigkeit einen Besuch lohnt oder nicht. Zudem wurden Orte miteinander verglichen, die aufgrund der Bewertungskriterien nicht wirklich verglichen werden können.

Ich finde trotz des schlechten Rankings, dass der Fushimi Inari Taisha einen Besuch lohnt. Der Pfad um den Berg herum durch den Wald ist sehr schön, wenn auch etwas anstrengend. Auch die Menschenmengen ebben nach dem ersten Stück ab und man hat dann ganze Abschnitte für sich alleine. Plant den Schrein also unbedingt auf eurer nächsten Japanreise mit ein!


Stand: April 2023


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